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Plätze des Kaiserreichs. Heute machen Rotterdam und .Amsterdam
Hamburg und Bremen die empfindlichste Konkurrenz.
Der Rhein hat aus deutschem Gebiet schwere Ausgaben zu
überwinden, er durchbricht die Jurakette und später das Rheinische
Schiefergebirge. Man nennt ihn deshalb auch „den heroischen
Strom". Er kann diese Riesenthaten vollführen, weil er, von
Gletschern gespeist, den wasserreichsten Lauf hat und zumal auf der
Strecke bis Bingen ein ansehnliches Gefälle, so daß Basel und
Nahe eine Meereshöhe von 250 und 80 m haben. Gerade der
Durchbruch durch die Felsen verleiht dem Flusse seine größten Natur-
schönheiten. Bekannt ist der Rheinfall bei Schaffhausen, und noch ent-
zückender gestaltet sich die Strecke des Flußlaufs von Bingen bis Bonn.
Nachdem noch in der Tertiärzeit die ganze oberrheinische Tiefebene
einen See gebildet hatte — den größten See in Deutschland —, er-
folgte später der Durchbruch durch den Binger Felsenkessel. Es ist
das eine der schönsten Erdenstellen, das rheinische Paradies, und der
Blick von dem alten Turme im Wasser aus gemahnt einen begeister-
ten Besucher an den „neapolitanischen Strand". Von hier befördern
die Dampfschiffe alljährlich einen so dichten Schwarm reisender
Menschen rheinabwärts, dag man sehr bezeichnend von „einer euro-
päischen Promenade" spricht. Das alles macht den Rhein für die
Deutschen „zum Herzblatt unter den Strömen", und sein Name
schon, wie Schenkendorf sagt, „labt wie Wein die Seele"? Als letzte
deutsche Warte steht an dem Strome noch der gewaltige Dom in
Köln, dem heiligen, das schon im Mittelalter 50000 Einwohner
zählte, und dann durchfließen seine Wasser holländische Territorien.
Die Donau hat für das heutige Deutschland nicht dieselbe Be-
deutung wie der Rhein. Sie ist nur in ihrem Oberlauf bis Passau
deutsch, hat entschieden malerische Schönheiten; ihren eigentlichen
Ruf als „schöne, blaue Donau" erhält sie doch aber erst im Öster-
reichischen und in Wien. Kulturhistorisch und in neuester Zeit
strategisch war sie viel genannt. An ihr entlang ging die Kreuzzugs-
straße, und das Nibelungenlied, das sonst aller lokalen Festlegung
gern ausweicht, zählt hier die Stationen an der Donau in auffälliger
Vollständigkeit auf. Dann ist die Donaustraße in den Kämpfen
Österreichs mit den Franzosen recht bekannt geworden, schon in den
Zeiten des Prinzen Eugen, dann aber namentlich bei den Feldzügen
Napoleons I. Von Ulm ab, dessen Münster ja den höchsten Turm
der Erde ^ besitzt, wird die Donau schiffbar, von Regensburg beginnt
die Dampfschissahrt, deren Richtung und Verkehr bis zum Schwarzen
Meer hin eine für Europa beispiellose Länge bemißt.
1 0. Anhang 12.
2 162 m, natürlich der höchste gemauerte Turm.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Schenkendorf Eugen Napoleons_I.
Extrahierte Ortsnamen: Rotterdam Hamburg Rhein Rheinische
Schiefergebirge Basel Schaffhausen Bonn Deutschland Binger_Felsenkessel Rhein Deutschland Rhein Wien Donau Ulm Donau Regensburg Europa
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südwestlichen Ketten, die bis zu 1700 m Höhe ansteigen, gehören ganz zu Frankreich. Vor der Mitte des Gebirges lenkt der Doubs, eine Strecke weit als Grenzfluß, im Oberlauf nach No auf das Rheinknie zu, biegt aber vor diesem so scharf um, daß sein dem Oberlauf beinahe paralleler, aber entgegengesetzt gerichteter Mittelund Unterlauf den natürlichen Zugang zur Burgundischen Pforte und der Oberrheinischen Tiefebene darstellt. Darum hat man ihn schiffbar gemacht und zu einem Stücke des Rhein-Rhone-Kanals ausgebaut (vgl. Lt. 116).
Tb) Durch die Thalfurchen der Saone und Rhone einerseits, des Canal du Midi andererseits von den hohen Grenzgebirgen getrennt, erhebt sich das französische Mittelgebirge aus jenen Ebenen mit dem nach 80 ausgebogenen Randgebirge der Cevennen ßetoennen] in einzelnen Gipfeln über 1700 m, dacht sich aber nach W und N hin allmählich ab und ist in den meisten Teilen ein anbaufähiges Hügellands Auf diesem ragen erloschene Vulkane in Kegel- und Kuppenform empor, darunter in der Auvergne [otoernje]2 der Mont Do re [mong bor] fast zu 19.00 m — ein großartiges Seitenstück zu unserer Eifel und dem Siebengebirge (vgl. Ii. 119). Am Jnnenrande des Cevennen-Bogens entwickeln sich Wasserläufe nach der Garonne und der Loire hin, insbesondere die Loire selbst, deren Thal am No-Ende dieses Mittelgebirges mit der Saone durch den Canal du Centre [bü f3«ngtr] (oder Mittel-Kanal) in Verbindung gesetzt ist. Vom Mont Dore fließt die Dordogne [botimnje] der unteren Garonne zu, deren Flutmündung (vgl. U. 136) von da ab Gironde heißt (s. S. 37).
Die jenseit des Canal du Centre liegenden Berglandschaften, die Cote fcvdr3 und die Platte von Langres [längs] (600 m), bilden nur den nach dem Saone-Thal steil abfallenden 80-Rand des muldenförmigen Seine-Beckens. Die ähnlich gearteten Sichel-berge (500 m), das Quellgebiet der Saone, verbinden an der Maas-Quelle die Hochfläche von Langres mit dem 8-Ende des Wasgau, von dem nur der W-Abfall zu Frankreich gehört. Nordwärts schließt sich an die Sichelberge das Lothringische Stufenland an (vgl. Ii. 115, 116); sein Westrand, der Argonnerwald, ist die Wasserscheide zwischen der Maas und dem Seinegebiet. Mit den Ardennen berührt das Rheinische Schiefergebirge (vgl. 11. 118, 119) die No-Grenze Frankreichs; hier hat die Maas nach Belgien hinein ein ähnliches Durchbruchsthal geschaffen, wie in der preußi-
1 Vcmviegenb krystallinisches Urgestein.
2 In biejer Bezeichnung ist der alte Name der tapferen Nrverner wieber-znerkennen.
3 Der Rippe (cote) im Tierkörper wirb der Gebirgszug im Sanbe verglichen; Cvte b’Or, b. h. Golbrippe, beutet auf den Weinbau hin.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Langres Langres
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Oberrheinischen Rhein-Rhone-Kanals No-Ende Maas-Quelle Frankreich Argonnerwald Maas Frankreichs Belgien
anderen Ländern verschickt werden; für Holland spielt der Seehandel eine große Rolle.
42. Bevölkerung; Geschichtliches. Von der Bevölkerung (insgesamt fast 12 Mill.) sind gut 3 Millionen in Süd-Belgien romanischer Abkunft: es sind die — zumeist französisch sprechenden — Wallonen, die Nachkommen der romanifierten Belgen (s. S. 48, Lt., S. 50), deren Nordgrenze wenig südlich von Brüssel von W nach O verläuft. Die Bewohner von Luxemburg, Nord-Belgien und Holland sind deutscher Herkunft; die Holländer (friesischen, niedersächsischen und fränkischen Stammes *) haben ihre niederdeutsche Mundart zur Schriftsprache ausgebildet; ihr ist die Mundart der Vlaemen [flämen] im flachen Scheldegebiet lmeist fränkischen Stammes) nahe verwandt.2 Das holländische Marschland, noch mehr aber Belgien zwischen dem Nw- Abhang der Ardennen und dem Meere gehört zu den am dichtesten bevölkerten Gebieten Europas. 3 Südlich vom Rhein-Schelde-Delta ist das katholische, im Delta und weiter nördlich das evangelische Bekenntnis maßgebend. Das seit 1831 bestehende Königreich Belgien zählt 63/4 Millionen Einwohner,^ das Königreich der Niederlande etwas mehr als 5 Millionen. Die Niederländer, schon früh durch den steten Kamps gegen Wassergewalten gestählt, haben sich seit der Befreiung vom spanischen Joche (Ende des 16. Jahrhunderts) zu einem Welthandelsvolke mit reichem überseeischen Besitze (vgl. U. 101) entwickelt; dem Aufschwung im 17. Jahrhundert entsprach eine hohe Blüte der Kunst (Malerei). In der Volksbildung steht das südliche Königreich hinter dem nördlichen weit zurück; kann doch säst der vierte Teil der Belgier weder lesen noch schreiben.
43. Staaten- und Ortskunde, a) Das Großherzogtum Luxemburg" ist — wie Belgien — von den europäischen Großmächten sür neutral erklärt, gehört aber zum Deutschen Zollverein. Trotz deutscher Bevölkerung ist für Verwaltung und Gericht und deshalb auch in manchen Volksschichten das Französische in Gebrauch. Landbau, Steinbrüche und Eisenindustrie liefern guten Ertrag. Sitz der Regierung ist die Stadt Luxemburg« im S des Landes, mit Trier und Metz in Bahnverbindung.
t>) 3nt Königreich Belgieu ist die Ardennenhochfläche (Belgisch-
1 Zur Römerzeit hießen die fränkischen Bewohner des Rhein-Deltas die Bataver (vgl. S. 55, Anmerk. 2); nach ihnen ist Batavia auf Java aenannt (val. lt. 101).
2 Vgl. 11. S. 69, Anmerk. 1, S. 75, Anmerk. 2.
3 Vgl. Lehmann-Petzold, S. 28, 37, Debes Nr. 63, Diercke-Gaebler, S. 116. Für Belgien ist die durchschnittliche Volksdichte etwa 230 (auf 1 qkm).
4 Davon lebt der sechste Teil von Bergban und Industrie.
5 Etwas größer, aber nicht ganz so volkreich wie das Herzogtum (Sachsen-Memmgen.
früher Lützelburg, d. H. kleine Burg, genannt, aus Lucilieuburg entstanden.
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Luxemburg Nord-Belgien Holland Europas Rhein-Schelde-Delta Belgien Niederlande Luxemburg Belgien Luxemburg Rhein-Deltas Lehmann-Petzold Sachsen-Memmgen Lucilieuburg
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TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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geschlossen, der den schrecklichen 30jährigen Krieg beendigte, der sogenannte
westphälische Friede. An den Wänden hängen die Bildnisse der Ge-
sandten, die an der Versammlung Theil nahmen, und einiger Fürsten
jener Zeit. Auf den Stühlen vor den Bildern liegen zum Theil noch
die Kissen, auf denen sie saßen. Münster hat einen katholischen Bischof
und eine katholische Hochschule.
8 38. Eisenbahnen.
Von Minden führt die von Braunschweig und Hannover kommende
Eisenbahnlinie über Rehme, Bielefeld, Hamm, Dortmund u. s. w. nach
Cöln (die Cöln-Mindner Eisenbahn). Von Hamm gehen mehrere andre
Bahnen aus; so eine nach Soest und Paderborn, eine nach Münster und
ins Oldenburgische.
H. Die Rhein provinz.
§ 39. Grenzen und Größe.
Die Rheinprovinz hat zu Grenzen im Westen die Niederlande und
Belgien, im Süden Frankreich und Baiern (Rheinbaiern), im Osten
Hessen-Darmstadt, den Rhein und Nassau, im Norden Westphalen, und
hat 487 Ihm. Flächeninhalt.
8 40. Boden.
1. Nach der Bodenbeschaffenheit zerfällt die Rheinprovinz in zwei
Hälften, eine südliche, gebirgige, und eine nördliche, Tiefländische. Die
Grenze bezeichnet ungefähr eine Linie von Aachen bis Bonn. Gebirge
des südlichen Theils sind der Hunsrück, die Eifel und die hohe
Veen auf dem linken Ufer des Rheins; auf dessen rechter Seite ziehen
sich ihn entlang, noch weiter nach Norden das Siebengebirge und Fort-
setzungen der westphälischen Gebirge.
2. Der Hunsrück wird von Mosel, Nahe und Rhein begrenzt.
Das Gebirge, vornehmlich iin Westen von hohen, schönen Waldungen
bedeckt, hat durch seine Quecksilbergrnben, Steinkohlenlager und Salinen
ein mannigfaltiges gewerbliches Leben und ist ein reich gesegneter Land-
strich, dem man mit Unrecht Rauhheit und öde Unfruchtbarkeit nachredet.
In den Thälern breiten sich prächtige grüne Wiesen weithin aus und die
vielen reichen Dörfer mit ihren glänzenden Schieferdächern und stattlichen
Kirchen gewähren einen gar freundlichen Anblick. — Die Eifel erstreckt
sich zwischen dem Rhein, der Mosel und bis Bonn nach Norden und
bis zur westlichen Grenze der Provinz nach Westen. Man unterscheidet
im Süden die hohe Eifel mit den höchsten Bergen, im Nordwesten die
Schnee-Eifel, die, am rauhesten und wildesten, mit Haiden und Torf-
sümpfen bedeckt ist. Es ist ein kalter, steiniger Landstrich, sehr selten
trifft man darin ein Dorf an, und sie sind alle klein, unansehnlich, un-
freundlich. Der Boden bringt gar wenig Frucht für Menschen und Thiere
Kriebitzsch, Geographie. 7
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
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bald mit hohem Haidekraut auf braunem Moorsaude bewachsen, bald mit
weiten Torflagern bedeckt, die man an den vielen schwarzen, reihenweise
aufgestellten Torfhausen erkennt. Die Veen wird den Nebel im Jahre
nicht viel los und im Winter ist sie im tiefsten Schnee begraben; man
kann sich daher nicht wundern, wenn Wanderer sich da verirren und um-
kommen. Solchen Unglücklichen gelten die Kreuze, die wir hier und da
am Wege sehen. An der gefährlichsten Stelle ist zur Zuflucht für Ver-
irrte ein Häuschen erbaut.
3. Vulkanisch, wie die Eifel, ist das Siebengebirge. Es liegt
in dem Winkel, den die Sieg mit dem Rhein bei ihrer Mündung bildet,
unweit Bonn und ist eine Fortsetzung des Westerwaldes, von dem wir
später zu reden haben. Auf kleinem Raume ragen hier eine Menge
bewaldeter Kegelberge empor, Burgruinen auf ihrer Spitze, vou denen
man eine herrliche Aussicht auf den Rhein, den Westerwald und in weite
Fernen über die niederrheinischen Lande hat. Bon den sieben Bergen,
die unter den andern hervortreten, ist der steilste der sich dicht am Rhein
erhebende Drachensels, zu dessen Füßen das Städtchen Königs-
winter liegt. Den Drachen, der nach der Sage vor Zeiten dort hauste
und von den heidnischen Bewohnern göttlich verehrt wurde, hat der ge-
waltige Held Siegfried aus Niederland erschlagen, sich in seinem Blute
gebadet und ist dadurch unverwundbar geworden. Davon hat er den
Beinamen der hörnerne Siegfried. Oben steht ein Wirthshaus,
ein Denkmal zur Erinnerung an den Rheinübergang der Preußen, die
im Jahre 1814 gegen Frankreich zogen, und eine Burgruine. Die Stein-
brüche des Siebengebirges liefern die Steine zu vielen Bauten und der
Kölner Dom u. a. ist von solchem Gestein gebaut. In Königswinter
werden die gebrochenen Felsblöcke zu Bausteinen verarbeitet. — Nördlich
vom Siebengebirge ziehen sich auf dem rechten User des Rheins die Aus-
läufer des schon (S. 92) besprochenen Sauerländischen Gebirges
und des Haarstrangs hin, in denen hier, wie in Westphalen, die Ge-
werbe in ungemeiner Regsamkeit blühen.
4. Das Tiefland, das niederrheinische, ist in ähnlicher Weise, doch
in südlicher Richtung, Meerbusenförmig zwischen die Gebirge hinein-
geschoben, wie das westphälische, mit dem es im Norden zusammenhängt,
und hat wohl, wie dieses, in der Urzeit zum Meere gehört. Hier wird
viel Getreide gebaut, auch viel Obst gewonnen und schönes Vieh gezogen,
wie in Holland, dem Nachbarlande. Ein großer Theil davon wandert
im Handel ins Ausland. Grüne Wiesen, fruchtbares Marschland, lange
Alleen, weidende Heerden, Windmühlen und rothe Häuser aus Backstein
bedecken die weite Ebene. Sie hat eine dichte Bevölkerung und stattliche
Städte, wie Bonn, Aachen, Köln, Düsseldorf, Crefeld u. a. Da wo
das Tiefland im No. u. Sw. an das Gebirge grenzt, südlich von
Aachen und östlich von Düsseldorf, herrscht eine ungemeine Regsamkeit
von Fabriken und Gewerben, die theils die reichen Schätze an Eisen,
Schiefer, Steinen, Stein- und Braunkohlen aus der Erde heraufholen,
theils Wolle, Baumwolle, Seide rc. verarbeiten. Keine Provinz unsres
Vaterlandes hat so bedeutende Industrie als die Rheinprovinz. Der
7*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
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zu erhalten, das alte und das überflüssige Holz abzuschneiden, die los-
gerissenen Zweige anzubinden, die Pfähle auszubessern, das Unkraut zu
jäten rc. Und wie manchmal zerstört Ein stürmischer, regnerischer Tag
seine ganze saure Arbeit, schwemmt den mit Mühe herausgeschafften Erd-
boden von den Felsen herab in die Tiefe, wirft die Weinstöcke um, reißt
sie mit der Wurzel aus, bricht von andern Zweige und Blüthen ab; und
so geht denn den andern Tag die Arbeit von vorn wieder an. Noch
schlimmer ist es, wenn, zumal in der Zeit der Weinblüthe, harte Nacht'
fröste eintreten, die die Blüthen tödteu, oder der Sommer zu wenig
Sonne und Wärme bringt, daß die Frucht nicht zur Reife kommen kann.
Da ist dann freilich alle Sorge und Arbeit umsonst und man sieht zur
Zeit der Erndte lauter traurige Gesichter. Denn Hunderte, ja Tausende
von Menschen leben in jenen Gegenden vom Weinbau und setzen ihre
ganze Hoffnung auf den Ertrag der Berge, wie bei uns in der Ebene
auf die Korn- und Kartoffelfelder, und ein schlechtes Weinjahr bringt
große Noth über das arme Volk auf lauge Zeit. Ist aber das Jahr-
ein rechtes Sonnenjahr gewesen, dann ist es auch für die Weinlande be-
sonders ein rechtes Wonnenjahr, und die Zeit der Weinlese, die zu Anfang
Oktober fällt, für alles Volk ein Freudenfest sonder Gleichen. Da ziehen
denn in der Frühe des Tages Schaaren von Winzern, Männern, Frauen
und Kindern mit Winzermessern und Körben aus den Dörfern hinaus
nach den Bergen, zuweilen in ihrer Mitte ein Ochsen- oder Pferdegespann,
das auf dem knarrenden Wagen die Kufe schleppt, in der die Trauben
getreten werden. Der Fluß belebt sich mit Nachen. In den Bergen
läuft Klein und Groß mit Jubel und Sang, mit Freudenschießeu und
Neckereien aller Art umher. Die Einen schneiden die Trauben ab, die
Andern tragen sie in Körben davon und schütten sie in die Bottiche aus,
die unten längs den Ufern aufgestellt sind, Aufseher und Besitzer stehen
ordnend, antreibend dabei, hier und da steht wohl auch ein Knabe oder
Mädchen bei Seite und läßt sich eine Traube wohlschmecken, und wenn
dann der Abend herbeikommt, leuchten Feuer von den Bergen und das
müde Volk sammelt sich auf den Höhen oder vor den freundlichen kleinen
Winzerhäuschen, die sich vom Wasser aus so lieblich ausnehmen, oder
vor den Höhlen und Grotten, die in vielen der Berge sich finden, wischt
sich den Schweiß von der Stirne, dankt seinem Gott und ißt sein Abend-
brod und trinkt sein Schöpplein dazu mit Herzenslust. Viel freilich ge-
winnen die Arbeiter bei der Erndte nicht, sie bekommen ihr kärgliches
Tagelohn, aber die Besitzer der Berge sind meist reiche Leute. Und wenn
bei uns zu Lande die Leute beim Glase sitzen und erquicken Leib und
Seele an dem goldnen, kühlen Trank, wie selten denkt einer daran, wie
sauer es den Leuten am Rhein und Mosel geworden, bis der Wein
seine Wanderung antreten konnte in alle Welt.
4. Von Coblenz führt uns der Rhein weiter an zwei Städten vor-
über, die einander gegenüber liegen, Andernach am linken, Neuwied
am rechten Ufer. Andernach stammt aus der alten Römerzeit und man
sieht vom Flusse aus noch am Ufer einen runden, oben achteckigen Wart
thurm und die Ruinen eines Thores. Neuwied ist neueren Ursprungs
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
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südliche (in dem Pyrmont liegt) heißt von seiner Hauptstadt Lippe-
Detmold (20 □$)?.), das nördliche Lippe-Schaumburg (10 fl^M.)
mit der Hauptstadt Bückeburg. Jenes liegt östlich von Bielefeld, dieses
östlich von Minden. Beide Ländchen sind gebirgig, vom Wesergebirge
durchzogen. Nördlich von Bückeburg liegt ein merkwürdiger See, der
Steinhuder See. In diesem See hat vor etwa hundert Jahren ein
Fürst des Landes eine Festung erbaut, nicht ohne große Mühe, 4 Jahre lang
mußten Steine in den See versenkt werden, um eine Insel zu schaffen,
auf der die Festung erbaut werden könnte. Sie erhielt nach dem Gründer
den Namen Wilhelmstein. Heutzutage ist es aber keine Festung mehr,
sondern nur eine Gefangenanstalt für Sträflinge. Ihrer Zeit aber war
die Festung nicht ohne Ruhm, und auf der Kriegsschule, die der Fürst
damit verband, hat ein hochberühmter und hochverdienter General,
Scharnhorst, seine Ausbildung erhalten. Das Land ist ungemein be-
völkert. Die Lipper wandern im Frühling und Sommer zu Tausenden
aus nach Oldenburg, Mecklenburg, Hannover, Pommern, Holstein, wo
sie mit Ziegelstreichen viel Geld verdienen; im Herbst kehren sie dann in
ihre Heimath zurück.
16. Von Pyrmont kommen wir über Cassel, Eisenach, Coburg bald
zurück nach Bamberg.
§ 9. Von Prag nach Triest.
1. Durch den Süden Deutschlands zieht sich, wie ihr seht, auf
unsrer Karte ein langes und breites, gewundenes, dunkles Band. Das
sind die schon beiläufig genannten Alpen, ein gewaltiges, 150 Meilen
langes und an 6000 sz Meilen einnehmendes Gebirge. Das Band ist
nicht überall gleich breit und nicht überall gleich dunkel; denn die Alpen
werden nach Osten zu breiter (bis 40 Meilen breit), aber niedriger. Sie
ziehen sich durch Italien, Frankreich, die Schweiz, das südliche Deutsch-
land und noch weiter und spalten sich zuletzt in einen nordöstlichen und
südöstlichen Zug. Man unterscheidet die Vor- oder Kalkalpen von
den höheren, schrofferen Central- oder Uralpen. Es giebt in ihnen
Berge von 10, 12, ja 15,000 Fuß Höhe. Gebirge von solcher Höhe
(über 5000 Fuß hoch) nennt man Hochgebirge; solche von 2- bis
5000 Fuß Höhe Mittelgebirge; noch niedrigere Vorberge oder
Untergebirge. (Nenne dir bereits bekannte deutsche Mittelgebirge.)
Hier und da finden sich in dem Gebirge Senkungen, durch welche dann
die Gebirgsstraßen führen. Diese sind theils von der Natur gebildet,
theils mit schwerer, viele Jahre langer Mühe und großer Kunst durch
das Gebirge hindurchgearbeitet und heißen Pässe. Da mußten bald
Felsen gesprengt, bald über Schluchten und Ströme von Fels zu Fels
in schwindelnder Höhe Brückenbogen gebaut, bald um himmelhohe Berg-
wände herum in vielfachem Zickzack Wege gebahnt, bald lange Tunnel
durch Felsen gebaut werden. Ohne diese Pässe wäre der Verkehr von
einem Ort, einem Thal znm andern unendlich erschwert, oft unmöglich.
Man kann sie zu Pferd, zu Wagen und zu Fuß bereisen. In den
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
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Geismar, wo Bonifacius die dem Heidengott Thor heilige Eiche umhieb.
Kassel, zu Napoleons Zeiten Hauptstadt eines Königreichs Westphalen
(Jerome) ist eine schöne Stadt mit unmuthigster Umgebung und präch-
tigem Schloß; in der Nähe das Lustschloß Wilhelmshöhe mit groß-
artigen Anlagen, prächtigen Wasserkünsten rc., dahinter auf einem Berge
das Riesen schloß mit einer kupfernen Statue des Hercules, von solcher
Größe, daß in der Keule 9 Menschen stehen können. Marburg hat
eine Universität und eine schöne, zu Ehren jener frommen Landgräfin
gestiftete Kirche, die Elisabethenkirche, in der ihr Grabmal; auch einen
Brunnen in der Nähe, den Elisabethbrunnen, mit einem schönen Gebäude
aus röthlichem Sandstein. —
8. Von Hersfeld geht die Reise nach Friedberg. Das gehört
wieder zu einem andern Lande, aber wieder zu einem Hessen, nämlich
zu dem Großherzogthum Hessen, zu Hesse n-Darm st ad t. Deutsch-
land hat nur Ein Kurfürstenthum, aber, wie wir wissen, 7 Groß-
herzogthümer. Unser Großherzogthum (150 Ii^M.) kleiner, aber bevöl-
kerter, als das Kurfürstenthum, und fruchtbarer, zerfällt in zwei Theile,
einen nördlichen und einen südlichen. Durch den südlichen fließt in breitem
Strome der Rhein, deshalb heißt der Theil westlich vom Rhein: Rhein-
Hessen, der nördliche heißt Oberhessen. Friedberg liegt in Ober-
hessen; desgl. Gießen an der Lahn (Universität); südlich, vom Rhein
östlich Darmstadt, die Hauptstadt; in Rheinhessen: Mainz (§ 8),
Bingen (S. 100) und das Ziel unserer Reise, Worms. Friedberg
liegt in einer schönen, kornreichen Au, der Wetterau (daher schreibt
man auf Briefen, um diese Stadt von andern des Namens zu unter-
scheiden, Friedberg in der Wetterau). Den südöstlichen Theil begrenzt
im Norden der Main, im Süden der Neckar. Was die Einwohner
treiben, können wir aus dem Gesagten nun schon errathen: nämlich in
der Wetterau und in Rheinhessen Ackerbau, Obstbau, Viehzucht, am Rhein-
ufer Weinbau (Nierenstein, Laubenheim), in dem Gebirge nördlich und
südlich Bergbau und Holzschlag, und auf den schiffbaren Flüssen und auf
den zahlreichen Eisenbahnen (von Gießen nach Frankfurt, Mainz, Worms,
von Frankfurt nach Darmstadt) lebhaften Handel mit all' den Dingen,
die Boden und Gewerbe liefern. Die bedeutendste Handelsstadt ist Of-
fenbach am Main. Auch auf den Wohlstand des Landes können wir
aus dem Bisherigen schließen. Das Gebirge in Oberhessen heißt das
Vogelsgebirge, das im Süden der Odenwald. Er erstreckt sich
zwischen Rhein, Main und Neckar. Sein höchster Berg (2200' hoch)
ist der Katzenbuckel. Das Volk im Odenwald ist fleißig, bieder, heiter,
kräftig, gastfreundlich; doch kommt es mit der übrigen Welt wenig in
Berührung und hält daher an seinen alten Sitten und Trachten, die es
von Groß- und Urgroßeltern ererbt, ohne Wandel fest. In den breiten,
freundlichen Thälern giebt es Dörfer, die sich an Bächen entlang eine
Meile weit erstrecken, die Häuser weit von einander, jedes sein Grund-
stück um sich her. Andre Dörfer liegen malerisch an die Felswände an-
gelehnt. Am westlichen Fuß des Odenwaldes zieht sich von Darmstadt
südlich bis nach Heidelberg, durch schönes, reich gesegnetes Land, von
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ihre Ladungen und nehmen dafür Getreide mit; denn das gedeiht wieder
in Holland sehr gnt und überreich, während es auf den rauhen Berges-
höhen und in dem harten Boden weniger fortkommt. So sorgt der liebe
Gott überall dafür, daß die Menschen haben und finden, was sie bedürfen,
und auch dafür, daß sie einander brauchen. An den Gebirgswassern
findet man viele Sägemühlen. Die Wohnungen liegen in den schönen,
wilden Thälern sehr weit aus einander; sie sind ganz von Holz, mit
Stroh oder Schindeln gedeckt, die Dächer weit vorspringend, die Fenster
groß und viel. Die Stuben zu ebner Erde sind schwarz getäfelt. Zu
den Schlafkammern führen Gänge von Außen. Unter diesen Gängen
liegt draußen vor dem Hause der Holzvorrath. Bor keiner Hütte fehlt
der plätschernde Brunnen, und nicht selten steht auch eine kleine Kapelle
daneben mit einem Glöckchen, das die Leute zum Morgen- und Abend-
gebet ruft. Das klingt dann so lieblich und friedlich durch das Thal und
die Höhen hinauf.
13. Von Mannheim nach Worms, das wir schon von früher
her kennen, von da nach Mainz. Daß dies eine Bundesfestung ist,
wissen wir bereits, auch daß es zum Großherzogthum Hessen gehört und
in Rheinhessen liegt. Mainz liegt an der Mündung des Main (daher
der Name der Stadt) in den Rhein, am linken Ufer des Rhein. Durch
diese Lage ist es zugleich eine wichtige und große Handels- und Hafen-
stadt. Ueber den Rhein führt eine große Schiffbrücke. Zu den Merk-
würdigkeiten der Stadt gehört der große Dom mit vielen kostbaren
Schätzen, am Rhein in der sogenannten Rheinstraße das kurfürstliche und
das großherzogliche Schloß, auf einem freien Platze das Denkmal von
Joh. Guttenberg, der hier geboren ist. Er ist dargestellt in der
rechten Hand einen Bund beweglicher Lettern, in der linken die Bibel,
denn die Bibel war das erste Werk, das er druckte. Vor 7 Jahren
(1857) erlebte die Stadt einen furchtbaren Schrecken: da ward das große
Pulvermagazin in die Luft gesprengt. Mit Einem entsetzlichen Donner-
ähnlichen Schlag war das Magazin vernichtet und von dem Einen Schlage
und dem ungeheuern Luftdruck und dem nach allen Seiten zerstreuten
Pulver waren viele Menschen getödtet, andre schrecklich verstümmelt, ganze
Häuserreihen eingestürzt, andre verwüstet und an vielen ferner gelegenen
waren alle Fenster zerbrochen. Mainz ist eine sehr alte Stadt, bis in
die Zeit der alten Römer geht sein Ursprung zurück, und in der Zeit des
Mittelalters, Karls d. Gr., Friedrichs Rothbart, hat es herrliche Tage
und großartige Feste gesehen. Da wohnte darin ein Erzbischof, der zu-
gleich einer der 7 Kurfürsten war, die den Kaiser zu wählen hatten. Er
war an Ansehen und Macht der erste Mann im Reich und hatte den
Kaiser zu krönen. Das ist nun freilich Alles dahin. Doch ist noch immer
die Stadt reich und bevölkert, hat viele große Kaufleute, und die schöne
Lage und die zahlreichen herrlichen Erinnerungen einer größeren Ver-
gangenheit ziehen allezeit viele Fremde in seine Mauern.
14. Bis Mainz sind wir von Mannheim aus mit dem Dampf-
schiff Rheinabwärts gefahren. Nun fahren wir mit der Eisenbahn weiter
nach Wiesbaden, dann nach Nassau und Ems. Diese 3 Städte
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Extrahierte Personennamen: Guttenberg Karls Friedrichs_Rothbart Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Holland Mannheim Worms Mainz Hessen Rheinhessen Mainz Main Rhein Rhein Rhein Rhein Rheinstraße Mainz Karls Mainz Mannheim Rheinabwärts Wiesbaden Nassau